|| Die Free walking tour in Yerevan hat ja gut funktioniert, deshalb testen wir die Variante von Tiflis ebenso. Wir spazieren ein bisschen mehr als drei Stunden durch die Altstadt und lauschen den Informationen unserer Reiseführerin. Eigentlich muss ich zugeben, dass es hier sogar noch netter ist. Wir hören dieses Mal nicht immer nur Größer/Besser/Weiter/… Superlative sondern lernen die Stadt einfach etwas kennen. Das Stadtbild ist geprägt von einigen schönen aber zerfallenen Häusern, moderner Architektur, (orthodoxen) Kirchen, Bädern und Seilbahnen. Mit einer der Seilbahnen geht es hinauf zur Burg und dem botanischen Garten. Die Aussicht auf die unter uns liegende Stadt mit ihren Restaurants auf den Dächern ist toll. Weniger toll ist, dass einige moderne Gebäude (zb. die Röhre als Konzerthaus) nicht genutzt werden. Der neue Präsident will es nicht, weil der alte die Gebäude in Auftrag gegeben und gebaut hat. Dafür steht jetzt eine riesen neue Kirche für den Patriarchen in der Stadt… Von den Einheimischen wird sie auch Öl und Gas Kirche genannt, denn daher kommt das Geld des aktuellen Regierungsschefs.
Irgendwie landen wir immer in den Vergnügungsparks, hier gibt es dieses Mal aber nicht so viel zu sehen. Die meisten Fahrgeschäfte stehen still und fürs Riesenrad geht uns eindeutig zu viel Wind. Dafür ist der etwas in die Jahre gekommene Fernsehturm ein beliebtes Fotomotiv.
Der nächste Tag verläuft nicht ganz so produktiv, dafür lernen wir die berühmte georgische Gastfreundschaft kennen. Mittags – wir wollen uns gerade auf den Weg zum Markt machen und sind spät dran – taucht der Vater unseres Gastgebers auf. Ob wir nicht einen ChaCha, ein Schnaps der aus Wein gebrannt wird, mit ihm trinken. Es ist zwar noch früh, aber es gehört sich wohl ja einen kleinen mit ihm zu trinken. Der Beginn eines schönen aber auch anstrengenden Nachmittags. Er macht seinen ChaCha selbst aus seinen eigenen Trauben und dann natürlich auch seinen eigenen Rotwein. Netterweise wird mir weniger eingeschenkt als Andi. Unsere Reiseführerin hat uns schon gewarnt, dass es wichtig ist, die richtige Größe vom Glas auszuwählen. Denn nach jedem Trinkspruch (auf die Freundschaft, die Familie, die Liebe, …) heißt es das Glas zu leeren. Zwischendurch werden wir mit georgischen Liedern unterhalten. Ein Nachmittag wie man ihn nicht planen kann. Andi hält tapfer durch, muss aber vorm Abendessen kurz rasten, damit wir in der Ubahn nicht zu auffällig werden.
Also geht es ein anderes Mal zum Gemüsemarkt, denn morgen fahren wir in die Berge im Norden und wir hoffen, nicht schon im Winter anzukommen!
Comments (2)
“Es ist zwar noch früh, aber es gehört sich wohl ja einen kleinen mit ihm zu trinken.” -> Made my day :o)))
Muss aber sagen, von den Bildern her sieht das zwar zum Teil verfallen aber irgendwie trotzdem “gemütlich” aus. Und die modernen Gebäude sind ja der Hammer!
Unglaubliche Kontraste! Du hast vollkommen recht. Corinna und ich sind uns einig, dass wir unbedingt nach Georgien zurückkehren müssen. Ein tolles Land. Gemütlich, freundlich, Sowjet-Charme – und gleichzeitig immer moderner – ein echt lustige Mischung!