|| Unser Guide Serdar holt uns am Morgen wieder direkt am Hotel ab. Ich habe mich in der Zwischenzeit richtig mit ihm angefreundet. Schon als ich die zarte Statur das erste Mal vor 3 Tagen in der Hotellobby in Ashgabat erblickte, konnte ich mir ein Grinsen nicht verhalten. Mit knapp 195 und geschätzten 130 Kilogramm, Glatzkopf und dunkler Sonnenbrille passt er sogar nicht in das Bild Turkmenistans. Die letzten Tage haben wir während der Fahrt über die Unterschiede zwischen unseren Ländern, Geländewagen, Motorräder, seine Autowerkstatt (in der Berta verstaut ist), seinen vorherigen Job als Leibwächter in der amerikanischen Botschaft und viele andere Themen geredet. Für ihn allerdings unverständlich ist es, dass wir mit Holz heizen. Da sind ja irgendwann alle Bäume weg. Es ist doch viel besser, mit Erdgas zu heizen…
Serdar hat mir auch geholfen, Öl für Berta zu kaufen und ist mir in der kurzen Zeit richtig ans Herz gewachsen. Aber jetzt geht’s erst mal ab in die Wüste. Zuerst noch auf guter Straße, dann zunehmend schlechter Asphalt und am Ende sind wir auf Wellblechpisten unterwegs. Wir werden zwar durchgeschüttelt aber dafür nähern wir uns immer mehr an eine Canyon Landschaft heran, die wirklich beeindruckend ist und man wohl niemals in dieser Stein- und Sandwüste erwarten würde. Die Canyons leuchten in unterschiedlichen Farben und wir fühlen uns an den Bryce und Zion Nationalpark im Westen der USA erinnert. Am Ende fahren wir an den Rand eines Canyons und gehen auf Unmengen versteinerter Muscheln spazieren. Wir sind begeistert und genießen den Augenblick. Nach dem obligatorischen Fotoshooting geht’s wieder zurück auf die Piste. Dann gibt’s erstmal Mittagessen im Auto und danach geht’s zurück nach Turkmenabad zum Flughafen.
Kaum sind wir am Weg dahin klingelt Serdar’s Telefon. Das Reisebüro gibt Bescheid, dass unser Flug 3 Stunden Verspätung hat. Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns dafür, mit ihm die 600km nach Ashgabat zurück zu fahren. Wir sollten noch vor der geplanten Abflugszeit wieder zurück in Ashgabat sein und haben gute Chancen, die Kosten für die Flugtickets rückerstattet zu bekommen. Später erfahren wir, dass wir 85 Prozent zurück bekommen, obwohl wir selber aufgrund der Verspätung storniert haben. Wäre interessant, ob sowas in Europa auch geht…
Gegen 23 Uhr sind wir zurück in Ashgabat und wir fallen hundemüde in unser Bett. Das wird eine kurze Nacht, denn morgen früh soll es hurtig mit einem anderen Fahrer in den Osten Turkmenistans nach Mary gehen …