|| Schon beim Check-in wurden wir herzlichst von Susi (Name geändert) begrüßt. Auch bei uns hört wahrscheinlich fast jeder Gast beim Einchecken an der Rezeption “Falls Sie Fragen oder Wünsche haben, können Sie sich immer gern an mich wenden”. Doch selten nimmt man das ernst und würde das wirklich in Anspruch nehmen. Auf unserer bisherigen Reise haben wir gelernt zu fragen und um Hilfe zu bitten, deshalb macht sich Andi heute Nachmittag auf den Weg zur Rezeption. Sein Wunsch war ein Telefonat mit den nächsten zwei Hotels, ob sie ein Zimmer haben und was es kostet.
Eine Stunde später kommt er zurück. Er wurde in das Büro eingeladen und ihm wurde umfangreich geholfen. In einem Hotel ist als einziges Foto ein Bild von zwei Baby Huskys zu sehen. Der erste Kommentar von Susi dazu: das müssen nette Menschen sein, wenn sie Hunde haben. Dann erfahren wir, dass man im Iran offiziell keinen Hund haben darf. Unter anderem weil Hunde im muslimischen Glauben als unrein gelten. Sie selbst hat jedoch lange im Ausland gelebt und von dort auch ihren Hund mitgebracht. Ihr erratet nie welche Rasse es ist! Ein Shih-Tzu mit West Highland White Terrier!! Also unser Sirius mit dem Hund meiner Eltern Filou gemischt. Damit war das Eis nocheinmal mehr gebrochen. Von nun an wird auf den iranischen Buchungsplattformen gesucht und telefoniert. Unsere nächsten zwei Unterkünfte sind gesichert, Andi hat eine Wegbeschreibung zum Barber in der Hand und die Telefonnummer von Susi’s WhatsApp. Zum Schluss heißt es wir sollen doch gemeinsam in einer Stunde auf einen Kaffe kommen.
Bei echtem Kaffee – Cappuccino und Espresso, die ersten nicht Pulverkaffees seit Russland – plaudern wir über Gott und die Welt. Zuerst sind natürlich unsere Hunde Gesprächsthema Nummer eins. Es zeigt sich bei Susis Hund der sture, eifersüchtige Westi und manchmal der kuschelbedürftige Shih-Tzu, es gibt viel zu lachen. Aber auch ernste Themen wie die Sanktionen und das Wüten des Mannes aus dem Westen kommen zur Sprache. Immer wieder betont Susi, dass wir uns ein paar Tage vor unserer geplanten Anreise in einer neuen Stadt melden sollen, damit wir über sie eine gute Unterkunft bekommen.
Wir wissen nicht, wie wir nur Danke sagen können, deshalb betonen auch wir das mehrmals. Daraufhin erzählt Susi von einem alten iranischen Gedicht / Sprichwort. Der Inhalt ist in etwa so: Wenn man etwas in einen Fluss wirft, so wird es weg fließen, wenn man jedoch in der Wüste ist, so wird der Fluss wieder kommen und das dringend notwendige Wasser zurückgeben.
Auch im christlichen Leben gibt es die Aussage “Wer gibt dem wird gegeben” – wie schön wäre es doch, wenn wir alle nach dem Grundsatz leben würden.
Comments (2)
Toll, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Liest und hört man ja immer wieder, schön wenn ihr das bestätigt. Bestimmt SEHR interessant mit den Leuten vor Ort über ihre Sicht auf “den Westen” zu sprechen – falls möglich.
Sie lieben den Iran und sind wahnsinnig stolz auf ihre Kultur, alle Sehenswürdigkeiten, die Kulinarik usw. und freuen sich wenn man als Tourist Interesse zeigt. Ihre Sicht auf den Westen ist gar nicht so verdreht und es wird interessanter Weise auch nicht schlecht über den netten Herrn in Übersee geredet. Jedoch nehmen sich die meisten Leute kein Blatt vor den Mund, was deren Einstellung zur eigenen Regierung betrifft. Klipp und klar (sogar unaufgefordert) sagen sie, dass es eine Katastrophe ist und man hat das Gefühl, sie warten resigniert den Abgang des aktuellen Machthabers ab und hoffen nach dem usbekischen Vorbild darauf, dass etwas besseres nachfolgt. Ich würde es ihnen von ganzem Herzen wünschen …