Barnaul

|| Nach unserer Auffrischungskur im Altay kommen wir frisch und munter in der Stadt Barnaul an. Eigentlich sollten in der Zwischenzeit die neuen Reifen aus Moskau eingetroffen sein, bisher haben wir aber nichts gehört. Also informieren wir gleich beim Check-in unseren Gastgeber, dass die 2 gebuchten Nächte vermutlich nicht ausreichen werden. Wir nützen den restlichen Tag für Einkäufe und kochen uns ein richtig leckeres Risotto 🙂

Am nächsten Morgen schreibe ich unserem Reifenhändler ein Email und wir spazieren durch die Stadt in ein Einkaufszentrum. Wir sind sogar erfolgreich und kaufen einen Bikini für Corinna! Unterwegs entdecken wir einen Barber, also gleich einen Termin für den nächsten Tag vereinbart! Am Abend kommt dann auch Bewegung in die Causa Reifen. Ich erhalte per Mail einen Kontakt, den ich anrufen soll. Gesagt, getan, eine Stunde später bringt mir AxeGringo mit der Harley meine Reifen, die er sich einfach über den Bauch gezogen hat! Juhui, es sind auch noch genau die richtigen. Wir reden kurz über seinen LED-Lampen Handel und er gibt mir eine Adresse, wo ich mir die Reifen montieren lassen kann. Gleich danach geht es in den Wellness-Bereich, denn wir sind von unserem Gastgeber auf einen Sauna Abend eingeladen. Herrlich, endlich schwitzen wir den mongolischen Sand aus unseren Poren. Hundemüde fallen wir an diesem Abend in unser Bett…
Am nächsten Morgen geht es los. Schnell frühstücken, unsere Schmutzwäsche einpacken, Berta satteln und ab zum Waschsaloon. Die 3 Mamis vor Ort staunen nicht schlecht, wieviel Wäsche wir aus der staubigen Packtasche ziehen. Als Corinna dann auch noch ihre Jogginghose auszieht und in die Maschine stopft können sie sich nicht mehr halten. Es wird erst mal gelacht, was das Zeug hält. Co hat natürlich noch eine kurze Sporthose drunter an. In 2 Stunden sollen wir wieder da sein, also gleich auf die andere Straßenseite zum Barber. Genau zu Highnoon lasse ich mich im bequemen, äußerst stilischem Stuhl nieder. Ich erhalte vom 21-jährigen Barber das volle Programm. Waschen, Bügeln, Legen … 1,5 Stunden später ist es vollbracht. Die Haare sind gekürzt, der Bart in Form und eine Baby-Arsch Rasur im Gesicht. Ich bin begeistert und auch Co ist mit dem Ergebnis zufrieden 🙂 Das ganze Programm kostet mich inkl. 2 Kaffee vom hauseigenen Barister umgerechnet 26 Euro. Zufrieden geht es wieder zurück auf die andere Straßenseite. Unsere Wäsche wartet schon auf uns. Wir sind mit unserer bisherigen Tagesleistung zufrieden und fahren erstmal zurück ins Quartier.
Gegen 3 schnalle ich die Reifen auf das Motorrad und fahre zu der Adresse, die ich von AxeGringo erhalten habe. Nach kurzer Suche gebe ich auf, keine Chance die Werkstatt zu finden. Ich habe eine weitere Adresse, die ich mir schon in Österreich rausgesucht habe. Es handelt sich um eine kleine Werkstatt, in der Viktor gemeinsam mit einem Mitarbeiter mit einfachem Werkzeug aber unglaublich viel Geschick und Know-how defekten Motorrädern wieder Leben einhaucht und er ist eine Legende in Barnaul. Schnell finde ich die Werkstatt und meine anfänglichen Bedenken aufgrund der widerspenstigen Heidenau Reifen werden von Viktor mit einem Handwinken zerschlagen. Ich baue meine Räder selbst aus und gebe sie dann Viktor zur Montage. Ich traue meinen Augen nicht: mit Schraubstock, einem 5 Kilo Hammer und 2 geschwungenen Montiereisen wechselt er die Gummis innerhalb von Minuten ohne auch nur einen (weiteren 🙂 ) Kratzer in die Felgen zu machen. Ich bin begeistert. Das ganze passiert unter den wachsamen Augen von 4 Polizisten auf Motorrädern, die gerade aufgrund des Gewitters, welches draußen gerade wütet, bei Viktor Unterstand finden und sichtlich mit Viktor’s und meiner Arbeit zufrieden sind. Sie sind interessiert an unserer Reise, am Motorrad und freuen sich, dass ich die Gelegenheit nutze und das Lagerspiel am Kardan und am Winkelgetriebe kontrolliere. Als ich wieder aufstehe und zufrieden nicke, nicken auch die Polizisten zufrieden. Beide Seiten können sich einen Lacher nicht verkneifen. Das eigentlich schöne daran ist aber, dass die gesamte Aktion ohne gemeinsame Sprachbasis problemlos, lustig und respektvoll abläuft – was übrigens exakt unseren bisherigen Erfahrungen mit Russland entspricht. Nach der Arbeit zeigt mir Viktor noch seine 3 Maschinen. Eine Teneré, eine Kawasaki mit mehr als 200tsd Kilometern auf der Uhr und eine Enduro, die ich beim besten Willen keiner Marke zuordnen kann 🙂 Glücklich mache ich mich auf den Weg zurück ins Quartier und erzähle Corinna von meinen Erlebnissen.
Den letzten Tag in Barnaul nützen wir für die Reisevorbereitungen der nächsten Länder, die da noch auf uns warten. Immerhin soll es schon morgen weitergehen nach Kazakhstan…